Die Kirche, also der Heilige, war früher eine sichere Bank. Ganz besonders auch die Kleinengstinger, denn sie war eigentlich begütert. Hatte sie doch teilweise bebautes Eigentum im Dorf, das als Lehen bewirtschaftet wurde und Einnahmen erbrachte vor allem durch den Verkauf von Haber.
Siegfried Alt hat im Kleinengstinger Archiv bei den “Heiligenrechnungen” zum Beispiel für das Geschäftsjahr 1806/07 eine ganze Seite mit Namen entdeckt, die damals “Kapitalien” ausgeliehen hatten die Kosten für den Kirchenbau von 1770/71 waren übrigens zu dieser Zeit längst bezahlt (!). So brauchte, u.a. Clemens Stooß 150 Gulden, der Bierbrauer Jakob Glück 100 und der Schneider Ludwig Mohl genau 34 Gulden.
Sogar der Heiligenpfleger, also der Kirchenpfleger selber, bediente sich. Und wofür? Vielleicht zum Kauf einer Kuh oder eines Pferdes, eines Grundstücks oder Hauses oder auch als Mitgift für die Tochter.
Da ja möglichst niemand den vollständigen Einblick in die eigene finanzielle Situation haben sollte, zapften die Älbler gerne verschiedene Geldquellen an. Und so stehen auf dieser Liste neben 15 Kleinengstingern auch Bürger aus Großengstingen: Martin Staneker nimmt einen Kredit von 50 Gulden auf, Joseph und Bartholomäus Betzmann von je 100. Ein Kunde des Kleinengstinger Heiligen wohnte sogar in Meidelstetten, ein anderer in Pfullingen.
Verliehenes Geld in diesem Jahr: Rund 1130 Gulden. Bei 5 Prozent Zinsen kamen über 66 Gulden zusätzlich ins Kirchensäckel. Zum Vergleich: Unser Taufstein kostete keine 12 Gulden. Darüber aber ein andermal.