Nachdem ich bereits in den Jahren 2005 und 2006 jeweils ca. 2 Wochen beim Arbeitseinsatz in Dorohoi war, waren es dieses Mal 3 Wochen.
Ich will hier mehr über das “Drumherum” , z.B. die Fahrt, Bauschwierigkeiten, den Tagesablauf usw. als über das eigentliche Arbeiten berichten, denn es ist ja allgemein bekannt wie es auf einer Baustelle zugeht, wie man z.B. einschalt, betoniert, mauert usw. Am Freitagabend, den 25. Juli ging unsere ca. 1650 km lange, zwei Tage dauernde Reise los. 12 Personen (3 aus Öschingen, der Rest aus ganz Baden-Württemberg), dabei zwei junge Damen von ungefähr ca. 15-17 Jahren, der Rest Männer zwischen 16-70 Jahren, fuhren mit Jörg Schmauder seinem “Mercedes-Sprinter” und einem “Ford-Galaxy”, welcher eine Spende für das Kinderdorf war, vollbeladen Richtung Rumänien. Aus Kleinengstingen war ich diesmal alleine dabei. Da wir schon Freitagabend um 22.00 Uhr losfuhren, nahmen wir uns am Samstag ca. 4 Stunden Zeit um uns Ungarns Hauptstadt Budapest etwas genauer anzusehen. Nach ca. 1200 km Fahrt, kurz vor der Grenze Ungarn / Rumänien bezogen wir um etwa 18.00 Uhr unser Übernachtungsquartier.
Am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr ging unsere geplante, noch ca. 450 km lange Reise auf weniger guten Straßen (aber schon viel besser als beim erstenmal 2005) weiter. Da aber im Norden Rumäniens nach extremen Regenfällen Hochwasser die Karpaten-Täler überschwemmt hatte, mussten wir zweimal von unserer geplanten Route abweichen, um auf Umleitungsstrecken, welche für mehr Kilometer und einen größeren Zeitaufwand sorgten, zu unserem Ziel zu kommen. Aber es ging alles gut und als wir aus der Ferne den Kran von Jörg Schmauder auf dem Kinderdorf-Hügel hoch über Stadt stehen sahen, waren wir alle froh und dankbar, dass wir ohne Zwischenfälle vor Einbruch der Dunkelheit unser Ziel Dorohoi erreicht hatten. Es war auch hier wieder etwa 18.00 Uhr, da zwischen Ungarn und Rumänien die Uhrzeit um eine Stunde verschoben wird. (Diese Stunde kam uns aber auf der Heimfahrt wieder zugute). Noch kurz zur Fahrsituation in Rumänien, es ist kaum möglich einen Geschwindigkeitsschnitt von mehr als 45-50 km/h zu erreichen, egal ob im “Sprinter” oder in einem “VW-Passat”. Mit einem solchen war ich in der Zwischenzeit, vom 23.-26.Okt. 2008 bereits wieder unterwegs. Diesmal jedoch war es nur eine reine Transport-Rumänienfahrt , kein Arbeitseinsatz, die jedoch recht anstrengend war.
Nun zu unserer eigentlichen Aufgabe. Wir sollten den Rohbau für ein Heizungsgebäude ca. 9,5 auf 8,5 Meter, einstöckig plus Kniestock und den entsprechenden Giebeln für ein Satteldach erstellen. Damit durch die nächste Truppe, angeführt von Zimmermeister Werner Schenk das Dach usw. im Okt. fertig gestellt werden könnte. (Siehe hierzu den Bericht von Horst Dollinger). Dieser Neubau wurde notwendig, da die bestehende Heizungsanlage, bedingt durch den Anschluss des neuen Schulgebäudes nicht mehr ausreichte. Da die Schule, der bestehende Kindergarten öffentliche Gebäude sind, war auch die Statik wegen Erdbebengefährdung usw. entsprechend ausgelegt. Dies bedeutete für uns, die Fundamente mussten 1,60 Meter tief sein, an den vier Ecken des Gebäudes und an weiteren fünf Stellen mussten Säulen 50×25 cm bis auf Deckenhöhe eingeschalt und betoniert werden. (Dies war eine meiner Aufgaben). Die Armierung für Bodenplatte und Decke usw. war, laut Aussage unseres Maurermeisters und Bauleiters Günter Krebs aus Öschingen, überdimensional ausgelegt, dies bedeutete einen größeren Arbeitsaufwand.
Nun will ich noch kurz einige Dinge erwähnen, welche uns das Arbeiten auch nicht leichter machten. Am 1. Montag wollten wir mit dem Einschalen der Bodenplatte beginnen. Dies war jedoch nicht möglich, da bedingt durch den vielen Regen die Fundamente nicht wie geplant, ausgegraben waren. Die außerordentlich strengen baulichen Kontrollen, durch wen auch immer (zweimal die Woche), das Warten auf den Fertigbeton (von 2 bis zu 5 Stunden nach Zusage) waren nur einige dieser Dinge. Aber trotz all diesem war die Stimmung an der Baustelle “Spitze”. Zwei unserer Leute waren Elektriker, diese waren im Schulgebäude im Einsatz. Aber durch “Gastarbeiter” bzw. “Einzelkämpfer” verstärkt, wie z.B. Detlef aus Bayern (ca. 10 Arbeitstage im Einsatz), Rene aus Frankreich war mit Familie im Wohnmobil auf Rumänientour (3 Tage), Volkhard aus Waiblingen mit 3 Mann (zusammen ca. 5 Tage), zwei Brüder 17 und 18 Jahre alt aus Stockach bei Gomaringen (je 8 Tage), sowie ein Vater mit Sohn aus Norddeutschland (je 11 Tage), kamen wir wie geschmiert voran. Wir waren einfach eine tolle Truppe. Unser vorgenanntes Bauziel haben wir jedoch nicht ganz erreicht.
Am letzten Abend vor unserer Heimfahrt waren wir am Verzweifeln. Der uns zugesagte Fertigbeton für die Decke sollte um 14.00 Uhr, dann um 17.00 Uhr kommen, aber er kam nicht. Um 19.00 Uhr, wir hatten schon zu Abend gegessen, tauchten auf einmal zwei riesige Betonmischer samt Betonpumpe auf und um 21.00 Uhr bei Dunkelheit war die Decke fix und fertig betoniert. So konnten wir am nächsten Morgen beruhigt unsere Heimreise antreten. Der Kniestock und Giebel musste dann jedoch noch von örtlichen Handwerkern fertiggestellt werden.
Jetzt noch einige wichtige bzw. unwichtige Informationen: Unsere Arbeitszeit betrug 44 Stunden in der Woche, das heißt 8 Stunden pro Tag und 4 Samstags. Unser Tagesablauf: Um 7.00 Uhr Frühstück, danach Bibelarbeit, von 8.00 – 12.00 Uhr arbeiten . Von 12.00 – 13.30 Uhr Mittagessen und Ruhepause. Danach arbeiten bis 15.30 Uhr, ½ Std. Kaffeepause bis 16.00 Uhr und wieder arbeiten bis 18.00 Uhr. Danach Abendessen, duschen, anschließend gemütliches Beisammensein, spazieren gehen, Video schauen oder Ähnliches. Die lange Mittagspause sowie die Kaffeepause waren wichtig, da bei uns die Temperaturen täglich zwischen ca. 28 und 33 Grad lagen. An den beiden Sonntagen machten wir Ausflüge in die nächste Stadt und einmal in die Ukraine.
Weiter haben mich persönlich zwei Dinge sehr beeindruckt. Erstens, unser Kran machte uns manchmal Probleme, wir bzw. Reinhold der Hausmeister vom Kinderdorf brachten ihn aber immer wieder zum Laufen. Diesmal jedoch, es sollten an diesem Morgen die schweren Stahlmatten von 6 x 2,5 Meter groß, wie schwer sie sind weiß ich nicht, auf jeden Fall zu schwer um sie von Hand zu tragen, auf die obere Decke gehoben und dort verlegt werden. Unser Kran wollte und wollte nicht, da half alles Montieren, gutes Zureden usw. nichts. Nach ein, zwei Stunden blieb uns nur noch der Ausweg, Jörg Schmauder anzurufen und zu fragen, was zu tun sei. Auf einmal sagte jemand, probier es doch noch einmal und tatsächlich, unser Kran funktionierte wieder. Was war geschehen? Ich als Kranführer war die ganze Zeit beim Kran und niemand hatte mehr daran etwas unternommen. Kurz danach erfuhr ich, das einige unserer Leute zu Gott gebetet hatten, unseren Kran wieder zum Laufen zu bringen.
Das zweite was mich heute noch bewegt war am ukrainischen Grenzübergang, uns fehlten die entsprechenden Fahrzeugpapiere um einreisen zu können. Wir wurden abgewiesen, wollten schon zurückfahren, da sagte einer von uns, warum bitten wir nicht einfach Gott, uns den Weg freizumachen? Nach kurzem Gebet kam auf einmal der Zollbeamte, der uns zum Umkehren zwingen wollte und sagte wir sollen warten, eine Kollegin von ihm übernahm darauf die Kontrolle und wir durften kurz darauf einreisen. Man kann diese Dinge ansehen wie man will, beim Kran gibt es sicher technische Erklärungen, auch für den Fall an der Grenze kann man etwas finden für den plötzlichen Gesinnungswandel des Grenzbeamten. Für mich persönlich steht jedoch fest, hier hatte Gott seine Hand im Spiel und hat uns geholfen.
Zum Ende möchte ich noch folgendes klarstellen. Da ich ja bereits mehrmals in Rumänien war, bekomm ich hin und wieder zu hören oder wird mir direkt gesagt, jetzt hast du ja wieder einen kostenlosen Urlaub machen können. Ich will hierzu nur sagen, dem ist nicht so. Bisher wurden die Unkosten für Benzin, die Übernachtungen unterwegs, ein Essenbeitrag plus Spende im Kinderdorf immer selbst von den Teilnehmern getragen. Dies waren bei mir in der Regel 300,– bis 500,– Euro, je nach meiner momentanen Spendenfreudigkeit, pro Reise. Also nix mit kostenlosem Urlaub, sondern harte Arbeit plus Bezahlung. Die andern Rumänien-Fahrer können dies sicher bestätigen. Jetzt bleibt nur noch zu erwähnen, wir alle sind Dank Gottes Hilfe und Beistand wieder gesund und wohlbehalten zu Hause angekommen.