Ist es das Ende? Nein, es ist nicht das Ende!
Im Neujahrs-Gottesdienst habe ich den Satz gesagt: „Ich bin gespannt, was wir in diesem neuen Jahr noch mit dieser Jahreslosung „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ (Markus 9,24) erleben werden!“ Nun stehen wir mitten in einer Situation, die uns Vertrautes und Liebgewordenes entreißt: Unsere Gemeinschaft in Gottesdiensten, unser Gemeindeleben, unbekümmerte Begegnungen und menschliche Nähe. Hat Gott nicht seine Schöpfung sehr gut gemacht? Doch nun erleben wir, wie in dieser Schöpfung sich Ungutes, Unheilvolles und Lebensbedrohliches entwickelt. Hat Gott das auch gemacht? Diese Frage ist nicht neu, sie stellt sich an jedem Tag den Menschen, die sich mit der Diagnose einer unheilbaren Krankheit auseinandersetzen müssen. Nun aber kriecht diese Frage uns allen unter die Haut. „Hat Gott alles gut gemacht? Wird Gott Gott auch weiterhin alles zum Guten lenken?“
Dietrich Bonhoeffer schrieb 1943 unter dem Titel: „Nach zehn Jahren“, das war zehn Jahre nach Adolf Hitlers Machtergreifung: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. … “
Ich glaube … Glaube ich auch? Wie gut, dass wir diese Jahreslosung mit bekommen haben für dieses Jahr! Ich hätte sie mir nicht ausgesucht, aber nun entdecke ich, dass sie mich ermutigt. Nicht, weil sie große Worte macht, sondern weil sie mich immer wieder ins Gespräch mit meinem Herrn Jesus Christus treibt: „Hilf mir doch! Halte mich!“ Ihm kann ich meine Hoffnung und meine Mutlosigkeit bringen. Ihm kann ich in der Fürbitte die Menschen ans Herz legen, die mir auf dem Herzen liegen. Ich möchte an seiner Seite lernen zu vertrauen. Nicht: „Es wird alles gut!“ Sondern: ER macht es gut! Solches Vertrauen besteht nicht in großen Worten, nicht einmal in einem großen Glauben. Ich wünsche und bete, dass es wächst, in mir, in Ihnen, in uns allen!
Ihre Pfarrerin Hanna Bader